Digital Art Museum teamLab Borderless auf Odaiba

Bereits kurz nach der Eröffnung im Sommer letzten Jahres hat sich das digitale Kunstmuseum teamLab Borderless in Tōkyō zum absoluten Publikumsliebling entwickelt. Egal ob du an Kunst interessiert bist, Beleuchtung und bunte Farben magst oder nach dem perfekten Foto suchst, dieses Museum ist der richtige Ort dafür. Die dargestellten digitalen Werke sind dabei nicht nur eindrucksvolle statische Projektionen, sondern reagieren interaktiv auf deine Bewegungen und Gesten. Dadurch ändert sich die Ausstellung über Zeit, was dazu einlädt zu verweilen und es ermöglicht stets Neues zu entdecken.

Das teamLab Borderless schließt Ende August 2022.
Farbenfrohe Projektionen im Digital Arts Museum auf Odaiba.

Im Digital Arts Museum teamLab Border auf auf Odaiba bewegt man sich durch verschiedenste projizierte Kunstwerke.

Die Ausstellung – Freie Erkundung und variable Werke

Foto eines Ganges im teamLab Borderless Museum.

Die Kunstwerke in diesem Museum ändern sich über die Zeit hinweg und lassen sich durch Interaktionen beeinflussen.

Das Kernkonzept des Museums liegt darin, dass Besucher die präsentierte Welt frei und auf ihre eigene Weise erkunden sollen. Daher kannst du dir für fast jeden Raum soviel Zeit nehmen wie du möchtest und auch später wieder zurückkehren. Passend zum Prinzip der freien Erkundung und eigenen Entdeckung gibt es im ganzen Museumskomplex nur sehr wenig Wegweiser und Erklärungen der Werke. So ist zwar teilweise nicht sofort klar, was die Berührungen der Projektionen bewirken, aber die Motivation mit den Darstellungen zu interagieren wird verstärkt.

Room of Resonating Lamps im teamLab Museum. Auf dem Foto sieht man den verspiegelten Boden.

Ein zentrales Element in vielen Bereichen der Ausstellung sind Spiegel, die die farbenfrohen Ausstellungsstücke reflektieren und die Räume grenzenlos wirken lassen.

Das Museum erstreckt sich über zwei Etagen und bietet neben großen freien Flächen auch viele kleine Räume, die erkundet werden können. Bereits beim Betreten der Ausstellung hast du die Wahl aus drei möglichen Richtungen, sodass sich die Besucher direkt etwas verteilen. Welche Richtung du zu Anfang wählst, hat dabei keine wirklichen Auswirkungen auf deinen Besuch, da du im Inneren weiterhin alle Bereiche erreichen kannst.

Borderless World

Foto eines zentralen Bereiches im Erdgeschoss, der an einen Wasserfall erinnert.

Im Erdgeschoss befindet sich ein Bereich der über künstliche Felsen und einen virtuellen Wasserfall verfügt.

Der Bereich im Erdgeschoß trägt den Namen Borderless World und besteht aus vielen verschiedenen thematischen Bereichen. Entsprechend des Namens sind diese Bereiche jedoch nicht strikt voneinander getrennt. Vielmehr gehen sie – quasi wortwörtlich – ineinander über, da Projektionen wie Vögel sich frei durch das Museum bewegen und entsprechend ihren Standort wechseln.

Ein Eindruck der verschiedenen Projektionen im Erdgeschoss des teamLab Borderless Museums.

Interaktion ist eines der wichtigsten Elemente der Ausstellung. Berührt man beispielsweise ein projiziertes Kanji, wird eine zur Bedeutung passende Aktion ausgelöst.

Rechts vom Eingang des Museums liegt ein Bereich in dem Schmetterlinge auf Besuchern erscheinen, wenn diese still stehen bleiben. Neu erschienene Schmetterlinge beginnen darauf mit einem freien Flug durchs Museum. Folgt man den Schmetterlingen, gelangt man in Räume voller bunter Blüten. Tritt man auf Blumen oder Schmetterlinge werden diese zerstört und verschwinden aus der Projektion.

Ein Bereich mit interaktiven Kletterstangen.

Im Athletic Forest kommen Besucher in Bewegung, wie beispielsweise beim interaktiven Bouldern.

Der zentrale Bereich im Erdgeschoß trägt den pompösen Namen Universe of Water Particles on a Rock where People Gather und bietet eine besonders variable Show. Als wir den Bereich das erste Mal betreten haben, waren an den zentralen Fels viele gelbe Blüten, die kurz darauf von einem Regenschauer weggespült wurden. Gegenüber des Felsens fallen Kanji an den Wänden herab, die man durch Berührung in eine ihrer Bedeutung entsprechende Projektion umwandeln kann. Stupst man so beispielsweise das Kanji 雷 (Blitz) an, entsteht ein kleines Gewitter.

Athletic Forest – Kunst und Bewegung

Große, bunte Ballons im digitalen Kunstmuseum.

Da im ersten Stock unebener Boden und teilweise Matten vorhanden sind, müssen hohe Schuhe ausgezogen werden.

In der ersten Etage des Digital Arts Museums befindet sich der sogenannte Athletic Forest. Wie der Name vermuten lässt, werden Besucher hier dazu animiert sich mehr zu bewegen und ihren gesamten Körper zu nutzen, um mit den Kunstwerken zu interagieren. Da dieser Bereich dennoch genau so düster ist wie der Rest des Museums, dürfen keine hohen Schuhe getragen werden. Falls du also nicht in ausgeliehenen Schlappen durch den Athletic Forest flitzen möchtest, solltest du für den Besuch flaches Schuhwerk tragen.

Spielzimmer mit Bausteinen, die die Projektionen steuern.

In einer Art Spielzimmer kann man durch das Platzieren von verschiedenen Bausteinen die Umgebung beeinflussen.

Nachdem du die Treppen in den ersten Stock erklimmt hast, bist du zunächst in einem größeren freien Bereich. Im Gegensatz zum Erdgeschoss ist der Boden hier uneben. Ähnlich zu den Schmetterlingen im ersten Stock, werden auch hier Tiere auf den Boden projiziert, die verschwinden wenn du auf sie trittst. Die Animation ist dabei jedoch deutlich verspielter gehalten, so lösen sich die zertretenen Tierchen in einen bunten Tintenklecks auf. Andere Attraktionen in der ersten Etage sind ein Bereich zum interaktiven Bouldern, eine Rutsche sowie eine Ansammlung an großen Ballons.

Future Park

Ein Raum mit Magneten, die als Steuerelemente für die digitalen Kunstwerke dienen.

Ein Raum mit Magneten, die als Steuerelemente für die digitalen Kunstwerke dienen.

Eine Teilmenge der Ausstellungen im ersten Stock wird unter dem Namen Future Park zusammengefasst. Statt lediglich mit seinem Körper die Werke zu steuern, stehen hier einige reelle Objekte bereit, die die Projektionen beeinflussen. Einer der Räume erinnert dabei an ein Kinderzimmer voller Bauklötze. Verschiedene Arten von Bauklötzen wie Häuser oder Brücken erschaffen dabei passende Objekte oder Umgebungen. In einem anderen Bereich kann man magnetische Holzelemente auf Wänden und Tischen platzieren, die unterschiedlichste Dinge wie Leitern oder Äpfel erscheinen lassen. Diese werden darauf wiederum von kleinen Wichteln genutzt, was etwas an 2D Videospiele erinnert. Noch direkteren Einfluss auf die Projektionen hast du, indem du ausgedruckte Tiersilhouetten ausmalst. Nachdem du dein persönliches Kunstwerk fertiggestellt hast, kannst du es scannen und so in der Welt erscheinen lassen,

Kleine Räume, große Wirkung

Projektion einer Welle im Digital Arts Museum.

In einem der kleineren Museumsräume befindet sich die Projektion einer Welle.

Abseits der Gänge und Freiflächen des Museums befinden sich viele abgetrennte Bereiche. Da die Eingänge zu diesen gewöhnlich mit schwarzen Tüchern abgehängt sind, ist es teilweise recht schwer sie zu erkennen. Da die Fläche dieser Räume begrenzter ist, muss man zum Teil anstehen. Innerhalb der Räume findest du beispielsweise eine Projektion einer Welle, die mit ruhiger Musik unterlegt ist und so zum Entspannen einlädt. Ein anderer Raum stellt einen See voller Seerosen dar, in dem Fische herumschwimmen. Wieder ein anderer Raum zeigt eine interaktive Lasershow. Obwohl jedes Zimmer so seinen eigenen Stil hat und ein sehenswertes Schauspiel bietet, stechen einige Bereiche hervor.

Room of Resonating Lamps

Foto des verspiegelten Room of Resonating Lamps.

Der Room of Resonating Lamps ist wirklich beeindruckend und eines meiner Highlights.

Der Room of Resonating Lamps ist komplett verspiegelt, wodurch der Eindruck entsteht als würden sich die hängenden Lampen ewig fortsetzen. Die Lampen selbst wechseln dabei langsam ihre Farbe. Für diesen Raum musst du mit Wartezeiten rechnen, wobei du am Ende leider nur etwa 2 Minuten Aufenthalt erhältst. Wir mussten etwa 45 Minuten anstehen, aber lohnenswert war es dennoch.

Floating Nest

Warteschlange für das Floating Nest.

Die Warteschlange für das Floating Nest war mir einfach zu lang.

Eine besonders immersive Erfahrung soll das Floating Nest bieten. Bei dieser Attraktion darfst du dich in ein kleines Nest setzen und kannst von da aus die farbenfrohen Projektionen um dich herum betrachten. Leider habe ich das nicht ausprobiert, da die mit 75 Minuten angegebene Wartezeit zu lang war.

Crystal World

Foto der LEDs der Crystal World.

Die Crystal World besteht aus bunten, hängenden LEDs und einer stimmungsvollen Musik.

Die Crystal World ist einer der Top Räume für beeindruckende Fotos. Hier hängen lange LED-Schläuche von der Decke die eine Lightshow mit passender Musik abspielen. Die Stimmung der Show kann dabei von den Besuchern selbst per Smartphone App oder am Terminal gesteuert werden. Im Kontrast zum gesamten Rest des Digital Arts Museum ist es hier nicht erwünscht, das Werk (also die LEDs) zu berühren.

Ausruhen im digitalen Teehaus

Foto der Crystal World Spiegel.

Die Stimmung der Crystal World kann per App oder Terminal von den Besuchern gesteuert werden.

Obwohl das teamLab borderless Museum durchaus dazu einlädt einige Stunden zu verweilen, gibt es kein Museums-Restaurant. Stattdessen befindet sich im 1. Stock ein kleines Teehaus. Warum du im Museum Tee trinken solltest? Natürlich weil dieser auch Teil der Ausstellung ist. So erscheinen in deiner Teetasse einige Blüten. Auch wenn das bestimmt hübsch ist, habe ich das Teehaus nicht besucht, da ich kein großer Teefan bin. Falls du ebenfalls keinen Tee magst, stehen im Museum selbstverständlich auch einige gewöhnliche Getränkeautomaten bereit.

Planung deines Besuchs im Digital Arts Museum

Das Museum liegt auf der künstlichen Insel Odaiba in der Bucht Tōkyōs und kann beispielsweise über die Tōkyō Teleport oder die Aomi Station erreicht werden. Obwohl man somit einfach spontan zum Museum gelangt, empfehle ich es Tickets im Voraus zu kaufen, da diese ansonsten bereits für den Tag ausverkauft sein könnten. Das geht beispielsweise über die offizielle Museumswebseite (engl.). Selbst wenn du dein Ticket bereits hast, musst du dennoch eine Weile anstehen, da nur eine bestimmte Anzahl Menschen auf einmal eingelassen wird. Insgesamt solltest du möglichst früh da sein, um so auch im Inneren die Anstehzeiten für die einzelnen Räume zu reduzieren.

Hier einige Infos und Tipps für deinen Besuch im Museum als Übersicht:

  • Dienstags geschlossen
  • Tickets am besten im Vorverkauf erwerben (Erwachsene 3200 Yen)
  • Vor dem Museum wird im Freien angestanden, also ggf. Einen Regenschirm mitnehmen
  • Schließfächer sind vorhanden
  • Lieber Hosen als Röcke tragen, da viele Böden verspiegelt sind. (Es werden aber auch Überwürfe bereitgestellt)
  • Lieber flache Schuhe, sonst müssen im 1. Stock Leihschuhe getragen werden.
  • Genug Zeit für den Besuch einplanen.
    Foto eines Austellungsstückes mit digitaler Leinwand.

    Einige Ausstellungsstücke erinnern durch eine virtuelle Leinwand an klassische Kunstwerke.

Lieber teamLab Borderless oder Planets?

Foto des Bodens in der Crysta World.

Die verspiegelten Böden machen die Crystal World besonders beeindruckend.

Die Künstlergruppe hinter dem Borderless Museum hat derzeit noch eine weitere Ausstellung in Tōkyō – das teamLab Planets (engl.). Im Gegensatz zu dem hier vorgestellten digitalen Kunstmuseum werden Eintrittskarten im Planets für einen bestimmten Zeitslot gekauft. Das erfordert zwar mehr Planung, vermindert aber die Anzahl an anderen Besuchern. Im Planets steht die komplette Einbindung des Körpers im Vordergrund. Im Museum selbst läuft man so barfuß und muss unter anderem durch Wasser waten. Ich selbst war nicht im Planets, aber einem japanischen Freund zufolge ähneln sich beide Ausstellungen zwar, für ihn haben sich aber beide Besuche gelohnt.

Persönliche Meinung

Das Museum ist wirklich schön und mal was ganz anderes als klassische Kunstmuseen. Ich persönlich konnte den Besuch trotzdem nicht komplett genießen, da es mir viel zu voll war. Wir waren während der Kirschblüte an einem Mittwoch Mittag dort und mussten erstmal eine Dreiviertelstunde im Regen vor dem Museum anstehen. Die Organisation war insgesamt nicht ganz so gut, wodurch beispielsweise an den Schließfächern gedränge herrschte. Durch die vielen Besucher waren die Interaktionen zu einigen Projektionen nicht ganz klar ersichtlich oder haben nicht so gut funktioniert. So konnte ich beispielsweise auch nach längerem Stillhalten keine Schmetterlinge auf mir erscheinen lassen, da scheinbar zu viele andere Menschen um mich herum gelaufen sind. Zusätzlich hat die Smartphone App bei uns überhaupt nicht funktioniert.

Insgesamt war der Besuch trotzdem ein tolles Erlebnis und hat sich voll gelohnt, nächstes Mal möchte ich aber deutlich früher da sein. Meine persönlichen Highlights des Museums sind der Room of Resonating Lamps und die Kanji-Projektion im Universe of Water Particles on a Rock where People Gather. Nach dem Museum würde ich dir empfehlen noch etwas Odaiba zu erkunden.

Würdest du gerne mal ein digitales Kunstmuseum besuchen oder warst du sogar schon in einem? Erzähl’ mir doch davon in den Comments!

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