Schrein- und Tempelbesuche

Foto eines Tori am Meji Schrein in Tokyo.
Ein Torii am Eingang des Meji Schreins.

Shintoistische Schreine und buddhistische Tempel sind in ganz Japan verbreitet. Statt sich fest einer der beiden Religionen anzuschließen, besuchen Japaner häufig je nach Situation einen Schrein oder einen Tempel. So feiern die meisten Einheimischen sowohl shintoistische Feste wie das Shichi-Go-San als auch buddhistische Feste wie Obon. Für Touristen ist es häufig schwierig Schreine und Tempel zu unterscheiden. Das einfachste Unterscheidungsmerkmal bieten die als Torii bezeichneten Eingangstore, welche nur an Schreinen zu finden sind. Gerade da beide Religionen bis ins 19. Jahrhundert in Japan nicht streng unterschieden wurden, sind bis heute viele Abläufe ähnlich. Unabhängig davon, ob du den Meji-Schrein in Tōkyō oder den Kiyomizu-Tempel in Kyōto besuchst, macht es Spaß an Gebeten und Zeremonien teilzunehmen. Im Folgenden geben wir dir Tipps zum Ablauf von Gebeten und nennen allgemeine Verhaltensregeln für den Besuch.

Allgemeines Verhalten an religiösen Orten

Da es sich bei Schreinen und Tempeln um religiöse Anlagen handelt, solltest du dich ruhig verhalten und angemessen benehmen. Insbesondere solltest du folgende Regeln beachten:

  • Auf den gekennzeichneten Wegen bleiben
  • Keinen Müll auf dem Gelände zurücklassen
  • Fotografieverbote (Beschilderung gekennzeichnet)
  • Ohne Nachfrage keine Fotos von Angestellten oder anderen Besuchern machen
  • Vor Betreten der Gebäude, Schuhe ausziehen und in gekennzeichneten Boxen verstauen
  • Ordentlich anstehen, kein vordrängeln
Foto einer kleinen shintoistischen Gebetsstätte mit Tori auf dem Takao Berg in Tokyo.
Eine kleine Gebetsstätte mit Torii.

Verhalten bei Gebeten und Zeremonien

Viele religiöse Abläufe folgen festgelegten Regeln, die aber einfach verständlich sind und auch von Touristen ausgeführt werden können. Während keine dieser Verhaltensweisen verpflichtend und die Teilnahme an Gebeten optional ist, ist es sicher eine bereichernde Erfahrung.

Betreten der Anlage

Foto einer kleinen Wasserstelle zur Reinigung vor dem Schreinbesuch.h
Wasserstelle zur Reinigung.

Beim Betreten der Anlage an Schreinen wirst du zunächst durch ein Torii gehen, wobei du dich einmal verbeugen solltest. Im Anschluss führt man typischerweise eine Reinigung an einer kurz hinter dem Tori befindlichen Wasserstelle durch. An den Wasserstellen liegen mehrere Kellen aus, die zur Reinigung verwendet werden. Das Wasser aus dem Brunnen wird von allen Besuchern verwendet, weshalb kein Wasser, welches dich berührt hat wieder in den Brunnen gelangen sollte. Der Ablauf ist dabei folgendermaßen:

  • Greifen einer Kelle mit der rechten Hand
  • Schöpfen von Wasser, linke Hand mit dem Wasser reinigen
  • Kelle in die linke Hand nehmen
  • Schöpfen von Wasser, rechte Hand mit dem Wasser reinigen
  • Kelle in die rechte Hand nehmen
  • Schöpfen von Wasser
  • Wasser in die linke Hand geben und damit den Mund ausspülen
  • Wasser in den dafür vorgesehenen Bereich vor dem Brunnen spucken (nicht in den Brunnen!)
  • Schöpfen von Wasser, Kelle aufrecht halten, um sie mit dem runterlaufenden Wasser zu reinigen
  • Kelle ablegen (Öffnung nach Unten)

Das Auswaschen des Mundes wird dabei zum Teil aus hygienischen Gründen von Besuchern übersprungen. Nach der Reining bist du bestens vorbereitet für den weiteren Besuch des Schreines.

Foto der Spendenbox vom Omi Schrein am Biwako See.
Die Spendenbox des Ōmi Schreins am Biwa See.

Klassischer Ablauf des Gebetes

Der Ablauf eines Gebetes kann sich je nach Schrein bzw. Tempel leicht unterscheiden, folgt aber einem ähnlichen Aufbau. Grundsätzlich musst du dabei etwas Geld spenden, wie viel ist jedoch dir überlassen. Es ist sehr beliebt 5 oder 50 Yenstücke zu spenden, da dies Glück bringen soll. Gebetet wird an Kisten, in die während des Gebetes das Geld eingeworfen wird. Die Gebetsstelle befindet sich häufig zentral und ist nicht zu übersehen. Nachdem du an der Gebetskiste angelangt bist, solltest du folgendes tun:

  • Leichte Verbeugung
  • Geld in die Kiste werfen
  • Wenn vorhanden, Glocke läuten oder Gong schlagen
  • Zweimal tief verbeugen
  • (Schrein) Zweimal Klatschen
  • Hände zum Gebet flach aneinanderdrücken, still beten
  • Leichte Verbeugung
Foto eines Räuchergefäßes am Daibutsu in Kamakura.
Räuchergefäß am Daibutsu in Kamakura.

Ritual mit Räucherstäbchen

Besonders an Tempel werden Räucherstäbchen für eine Art Reinigungsritual verkauft. Für dieses Ritual kaufst du dir zunächst vor Ort ein Bündel Räucherstäbchen. Die Stäbchen entfachst du in der Nähe des großen Räuchergefäßes und löscht kurz danach die Flammen, um sie räuchern zu lassen. Nun kannst du sie in dem Gefäß platzieren und dir, wenn du möchtest, zur spirituellen Reinigung rauch zufächeln. Für dieses Ritual eigene Räucherstäbchen mitzubringen oder seine Stäbchen an denen von anderen Besuchern zu entzünden gilt als sehr unhöflich.

Wünsche aussprechen und sein Glück erhöhen

Neben dem normalen Gebet bieten dir Schreine und Tempel weitere Möglichkeiten Wünsche auszusprechen und dein zukünftiges Glück zu erhöhen. In einem als Omikuji bezeichneten Verfahren kannst du ein Los erwerben, auf dem dir dein zukünftiges Glück vorausgesagt wird. Lose mit einer positiven Vorhersage werden üblicherweise als Glücksbringer behalten. Im Gegensatz dazu werden Lose, die Unglück vorhersagen an einem Gestell am Schrein angeknotet, um sein Glück zu erhöhen. Standardmäßig sind Omikuji japanisch und nicht überall wird eine englische Übersetzung angeboten. Weiterhin kannst du dein Glück durch das Kaufen von Glücksbringern erhöhen. Dabei sind die Glücksbringer meist auf bestimmte Bereiche spezialisiert und bieten so beispielsweise Glück für Prüfungen, den Job oder die Gesundheit.

Ein Foto Gebetstafeln, die am Kanda Schrein in Akihabara aufgehangen wurden.
Einige Ema am Kanda Schrein in Akihabara.

Besonders an Schreinen werden die Ema genannten Gebetstafeln verkauft, die auf der Vorderseite mit einem Aufdruck versehen sind. Der Aufdruck kann dabei ein allgemeines Motiv sein oder sich auf eine Art von Wunsch wie ‘Liebesglück’ beziehen. Nach dem Kauf kannst du dein Ema auf der Rückseite mit einem persönlichen Wunsch beschriften. Anschließend solltest du dein Ema öffentlich am Schrein im dafür vorgesehenen Bereich aufhängen, um deinen Wunsch den Göttern präsentieren. Nach einer Weile werden alle Ema von den Angestellten abgenommen und rituell verbrannt.

Fazit

Solange du dich gut benimmst und freundlich zu anderen Besuchern bist, werden dir auch Fehler in den Abläufen verziehen. Falls du unsicher bist, wie du dich bei Gebeten verhalten solltest, kannst du dich am Verhalten einheimischer Besucher orientieren. Zusätzlich bieten große Schreine und Tempel mit hohem Touristenaufkommen teils englischsprachige Informationsmaterialien, die dir Hinweise zu den Abläufen bieten. Insgesamt ist es empfehlenswert an religiösen Zeremonien teilzunehmen, um deinen Besuch interessanter zu gestalten.

 

In einem weiteren Artikel geben wir dir weitere Benimmtipps für deine Japanreise.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.