Der letzte Zug des Tages

Bahnsteig
Am Bahnsteig sieht man bereits wo genau die Türen zum Einsteigen sein werden.

Wenn man über mehrere Tage in Tōkyō bleibt, gewöhnt man sich sehr schnell an viele der kleinen Annehmlichkeiten. Bei mir waren es vor allem die beheizten Toilettendeckel, das besondere Essen und die Zuverlässigkeit der Züge in Tōkyō. Solange man nicht zur Rush Hour fährt, sind die Züge eigentlich immer pünktlich. An den Hauptstrecken wie der Yamanote-Line wartet man normalerweise keine 5 Minuten bis ein Zug in die entsprechende Richtung abfährt. Gerade deshalb habe ich schnell aufgehört nachzuschauen, wann der nächste Zug fährt, obwohl ich mobiles Internet zur Verfügung hatte. Genau dies wurde mir allerdings einen Abend in Tōkyō zum Verhängnis.

Vor verschlossenen Toren

Als ich im August 2017 die letzte meiner zwei Wochen Japanurlaub in Tōkyō verbrachte hatte ich ein günstiges Hotel in Sugamo, einem eher ruhigen Stadtteil. Nichtsdestotrotz wollte ich einen Abend im queeren Viertel Shinjuku Ni-Chōme feiern gehen. Ohne weiter darüber nachzudenken bin ich mit dem Zug losgefahren. Es sollte auch ein sehr lustiger Abend werden und dementsprechend wurde es recht spät. Irgendwann bereits deutlich nach Mitternacht, die genaue Uhrzeit ist abhandengekommen, wollte ich mit dem Zug zurück nach Sugamo fahren. Also bin ich ein wenig angeheitert Richtung Shinjuku Station gegangen, allerdings nur um dann vor verschlossenen Toren zu stehen.

Was falsch lief

Aber warum? Weil die Züge innerhalb von Tōkyō nicht wie zuvor angenommen durchgängig fahren. Irgendwann nach Mitternacht, abhängig auch von der Strecke, hören die Züge bis zum Morgen auf zu fahren. Dementsprechend sollte man bei spätabendlichen Aktionen auch immer den letzten Zug im Hinterkopf behalten, sollte der Heimweg weiter sein. Wenn man sich auf den letzten Zug verlässt, sollte man auch keine Berührungsängste mitbringen. Weil viele Menschen gerne den letzten Zug nehmen, kann es entsprechend voll sein.

Andere Übernachtungsmöglichkeiten

Sollte es einem trotzdem einmal passieren, dass man den letzten Zug verpasst, ist das jedoch kein Grund zur Panik. Hier gibt es gleich mehrere Möglichkeiten was du machen kannst. Das Erste, das den meisten auch direkt einfällt, ist es ein Taxi zu nehmen. So kommt man sicher und schnell zurück zum Hotel. Allerdings sind Taxen in Tōkyō ziemlich teuer, weshalb wir dir das nur im Notfall empfehlen. Die nächste Möglichkeit ist es sich einen anderen Schlafplatz zu suchen. Gerade auf solche Fälle haben sich die bekannten Kapselhotels spezialisiert, was auch der Grund ist, warum man sie an den größeren Stationen immer schnell findet. Dort kann man sich eine kleine Schlafbucht mit einem Bett mieten, wenn einem die ganzen anderen Menschen nicht stören. Eine weitere Idee ist es ein Internetcafe aufzusuchen. Viele Internetcafes in Tōkyō bieten auch kleine Übernachtungsmöglichkeiten gegen wenig Geld. Man kann auch zum Karaoke gehen und sich dort einen Raum für einige Stunden mieten, um dort ein Nickerchen zu machen. Zu guter Letzt bleibt auch noch die Möglichkeit zu Fuß durch Tōkyō zurückzulaufen. Vor allem wegen der geringen Kriminalität in Japan ist das auch eine valide Option, solange man sich auskennt oder Zugang zu einer Karte hat. Dennoch empfehlen wir in solch einem Fall kleinere Seitengassen zu vermeiden.

Ein langer Spaziergang

In meinem Fall war ich zu geizig für ein Taxi oder andere Übernachtungsmöglichkeiten. Außerdem empfand ich die Idee eines “kurzen” Spaziergangs durch Tōkyō ganz gut, eventuell wurde sie durch den Alkohol verstärkt. Dank mobilen Internets war das Navigieren kein Problem. Hin und wieder traf man auf andere Menschen, wobei vor allem scheinbar Einheimische mich sehr komisch beäugt haben. Ansonsten ist der abendliche Marsch sehr unspektakulär verlaufen. Nach 90 Minuten etwa habe ich dann endlich mein Hotel in Sugamo erreicht und bin dann auch recht erschöpft ins Bett gefallen. Seit diesem Abend stelle ich mir immer eine Erinnerung an den letzten Zug wenn, ich spät abends in Tōkyō unterwegs bin. 😉

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