Japan-Entdeckungstour in Los Angeles
Falls du vorhast in die USA zu reisen, aber nicht auf Japan-Feeling verzichten möchtest, lohnt sich der Besuch von Los Angeles. Mit einem historischen japanischen Viertel und vielen aus Japan stammenden Geschäften bietet LA umfangreiche Möglichkeiten deine Japansehnsucht zu stillen. Welches meine Empfehlungen für Japan-Fans sind, erfährst du in diesem Artikel.
Übersicht zu japanischen Bezirken und Läden in Los Angeles
Der größte japanische Bezirk in Los Angeles ist das historische Viertel Little Tokyo in Downtown. Mit einem im japanischen Stil gehalten Zentrum namens Japanese Village Plaza, einer Restaurant-Straße an der East 1st sowie den Weller Court und Tokyo Market Place findest du dort unzählige spannende Japan-Locations. Mit einem weiteren Japan-Straßenzug am Sawtelle Boulevard sowie vielen Standorten bekannter japanischer Geschäfte, gibt es auf Japan-Entdeckungstour in LA einiges zu tun. In der untenstehenden Karte findest du eine Übersicht zu verschiedenen Orten, über die ich dir im Rest des Artikels mehr erzählen werde.
Little Tokyo – Das historische Zentrum von LAs Japan Community
Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts reisten erste Japaner nach LA, um als Botschafter zu fungieren. Kurze Zeit später folgten Wellen von Immigranten, die in der Industrie sowie Agrarwirtschaft als Arbeitskräfte dienten. Da die Japaner in vielen Bereichen des Alltages diskriminiert wurden, gründeten sie über die folgenden Jahre in Little Tokyo ihre eigene Community mit japanischen Schulen, Restaurants und Tempeln, wodurch sie ihre Kultur in die amerikanische Umgebung integrieren konnten. [1,2] Heutzutage zählt LA zu den US-Städten mit der größten japanisch-stämmigen Bevölkerung.
Heutzutage wirkt Little Tokyo wie eine Kombination aus echten japanischen Vierteln und Tourismus-Attraktion. Gerade der Kernbereich des Viertels ist so sehr touristisch dekoriert, beinhaltet aber dennoch hauptsächlich authentische Geschäfte und Restaurants. Während ich so am Morgen unter der Woche viele japanisch sprechende Menschen beobachten konnte, wird das Viertel am Abend und Wochenende von Besuchern überrannt.
Japan Village Plaza – Ein japanisches Dorf in Downtown LA
In den 1970ern wurde erstmals das wirtschaftliche Potential des japanischen Viertels erkannt und Erneuerungsbemühungen gestartet [3]. Um mehr Besucher anzulocken, wurde die Japanese Village Plaza als Kernstück des Viertels designed. Dafür wurde den Gebäuden der Plaza ein traditioneller japanischer Stil verliehen und ein auffälliger Hinomi-yagura Turm errichtet. Je nach Jahreszeit wird die Village Plaza zudem passend dekoriert und bietet verschiedene Attraktionen wie ein Neujahrsfest an [4].
Die Geschäfte der Plaza sind wie im Rest des Viertels sehr abwechslungsreich. Neben verschiedensten Restaurants finden sich so zwei Bäckereien, mehrere Drogerien, ein Supermarkt, Merchandise-Geschäfte und japanische Deko-Shops auf der Plaza. Mein persönlicher Favorit ist die Bäckerei Yamazaki. Dort bekommst du neben Tortenstücken nicht nur typisches Gebäck wie Melonpan und Anpan, sondern auch Nikuman und Softeis. Gerade mit einem Hotel in der Nähe lohnt sich auch der Besuch im Nijiya Supermarkt, der eine breite Auswahl an Produkten und leckere Bentos im Angebot hat.
Im Village befinden sich auch aus Japan stammende Franchises. So kannst du bei Kura Sushi schlemmen. Wie im Original bestellt man per Tablet und kann mit etwas Glück eine Kugel aus dem Gacha-Automaten gewinnen. Weiterhin befindet sich im Randbereich des Village eine Ecke mit Merchandise Läden der Kette Jungle. In den einzelnen Shops findest du dabei Produkte wie Anime-Figuren, Cosplay-Zubehör oder Videospiele. Durch die vielen kleinen Läden mit Retro-Flair und dem etwas rustikalen Ambiente erinnert mich die Ecke etwas an Nakano Broadway in Tōkyō.
Die East 1st Street – Restaurants und japanische Unterbringung
Direkt an der Village Plaza verläuft die East 1st Street, welche besonders für alteingesessene Läden bekannt ist. So existiert beispielsweise der traditionelle japanische Süßwarenladen Fugetsu-Do bereits seit 1903 und bietet nach wie vor eine große Auswahl an köstlichen Mochi und Manju. Nur wenige Schritte entfernt kannst du zudem mit Daikokuya das wohl älteste Ramen Restaurant LAs besuchen – solange es dir nichts ausmacht Schlange zu stehen. Je nach Wochentag sammeln sich nämlich bereits vor der Eröffnung einige Besucher. Neben Restaurants und Geschäften findest du auf der Straße einen in den 1940er Jahren errichteten Koyasan Tempel.
Falls du direkt im Zentrum des japanischen Viertel übernachten möchtest, befindet sich hier das Miyako Hotel, ein Ableger der gleichnamigen japanischen Hotelkette. Das Hotel verfügt über ein japanisches Restaurant sowie ein kleines Café. Tatsächlich erinnern die Zimmer direkt an Hotels in Japan – bis hin zum japanischen Bidet im Badezimmer. Ich habe das Hotel gewählt, um nach der langen Zeit ohne Reisen zumindest etwas Japanfeeling zu erhalten. Dabei hat die Kombination aus Hotelausstattung und Lage sehr gut meine Sehnsucht gestillt.
Der Weller Court – Marukai und Kinokuniya
Nur eine Straße vom Japanese Village Plaza entfernt, befindet sich der Weller Court. Dieser ist leider nicht so schön hergerichtet und wirkt insgesamt etwas heruntergekommen. Dennoch lohnt es sich vorbeizuschauen. So findest du hier einen Ableger der japanischen Buchhandlung Kinokuniya. Diese hat eine gute Auswahl an Manga, Light Novels und Romanen auf Japanisch, Merchandise-Produkte und Artworks sowie einiges an Lernmaterial für den JLPT. Zusätzlich gibt es am Weller Court eine Filiale der Marukai Supermärkte, die von der japanischen Kette Don Quijote aufgekauft wurden. Obwohl der Laden hauptsächlich auf Lebensmittel ausgerichtet ist, erwecken die Beschilderungen mit Illustrationen von Donpen sicherlich Japan-Erinnerungen. Wie in originalen Don Quijote stehen zudem einige typische japanische Kochutensilien wie Reiskocher oder heiße Platten zum Verkauf.
Das Einkaufszentrum Tokyo Market Place
Einer meiner favorisierten Läden befindet sich etwas weiter entfernt. So kannst du mit einem kurzen Spaziergang vorbei am Higashi Honganji Tempel das Tokyo Market Place Einkaufszentrum erreichen, in dem sich ein DAISO befindet. Die Produktpalette ist dabei kaum von der in Japan zu unterscheiden. Von Küchenutensilien über niedliche Schreibwaren bis hin zur Badezimmerausstattung- hier bekommst du alles was im Alltag benötigt wird und das meistens noch in knuffigen Designs. Statt 100 Yen kosten hier die günstigsten Produkte leider bereits 1.50 Dollar. Für mich liegt das allerdings noch im Toleranzbereich. Falls du dich vor dem Rückweg stärken möchtest, stehen im Einkaufszentrum mit Läden wie Tsurumaru Udon Honpo oder Beard Papa’s weitere japanische Franchises zur Auswahl.
Das Japanisch-Amerikanische Geschichtsmuseum
Falls dir nach Shopping und Restaurantbesuchen der Sinn nach kultureller Weiterbildung steht, bietet sich ein Besuch des Japan-Amerikanischen Geschichtsmuseums an. In der Dauerausstellung liegt der Schwerpunkt auf der unethischen Behandlung der japanisch-stämmigen Einwohner während des zweiten Weltkrieges. So wurden diese nach den Angriffen auf Pearl Harbour durch die japanische Armee aus Angst vor Spionage oder Aufständen aus ihren Wohnorten entrissen und in Internierungslager einquartiert. Das Museum stellt insbesondere die Lebensumstände in den Lagern und die Unverhältnismäßigkeit der Internierung gut dar.
Neben der Hauptausstellung gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Zu meinem Besuch wurden die Zeichnungen von Miné Okubo und Tagebücher von Stanley Hayami präsentiert, die beide mit ihren Familien in ein Internierungslager umgesiedelt wurden. Diese persönlichen Einblicke in das Leben in den Lagern sowie die Nöte der Bevölkerungen, haben für mich den Museumsbesuch sehr eindrucksvoll abgerundet.
Japanische Meile und Franchises in anderen Vierteln
Falls du es nicht nach Little Tokyo schaffst, gibt es mit der Japanmeile am Sawtelle Boulevard eine mögliche Alternative. Mit einer weiteren Filiale des Nijiya Supermarkts, Kura Sushi und Daiso gibt es viele Ähnlichkeiten zum Angebot in Little Tokyo. Optisch ist Sawtelle leider nicht so ansprechend. Anstatt eines japanisch dekorierten Marktplatzes, gibt es hier nur gewöhnliche Straßenzüge und Einkaufszentren.
Weiterhin finden sich auch im Rest der Stadt einige japanische Geschäfte wieder. So kannst du in mehreren Stadtteilen LAs wie Gardena oder Lakewood Standorte der japanischen Kette Book-Off besuchen. Ich war in der Gardena Filiale und durchaus überrascht, wie ähnlich das Angebot zum japanischen Original ist. So lag das Augenmerk ganz klar auf japanisch-sprachigen Büchern und Manga, wobei das Sortiment von gebrauchten Anime-Merchandise ebenfalls nicht zu verachten war.
Unter anderem in Korea Town befindet sich ein weiteres meiner Lieblingsfranchises: Coco Ichibanya. Speisekarte und Geschmack wurden dabei quasi eins zu eins in die USA importiert, wodurch sich für Liebhaber der japanischen Curry-Kette der Besuch trotz etwas höherer Preise lohnt.
Universal Studios Hollywood
Die Vergnügungsparks der Universal Studios sind zwar nicht japanisch, aber dennoch für Fans des gleichnamigen Parks in Ōsaka einen Besuch wert. Der Park in Hollywood bietet zwar gewöhnlich keine Kooperationen mit Animes an, hat aber einen netten Mix von aus Japan bekannten Bereich und neuen Eindrücken. So finden sich beliebte Attraktionen wie Hogsmeade, die Minion-Fahrt oder ein Jurassic Park Areal im Park wieder. Noch dieses Jahr soll zudem ein Super Mario Bereich in Anlehnung an die USJ eröffnet werden.
Im Gegensatz zu Ōsaka gibt es in den Hollywood Studios einen Bereich zu den Simpsons. Hier könnt ihr Springfield erkunden und beispielsweise riesige Donuts erwerben oder Krusty Burger verschlingen. Mir hat zudem die Hollywood Studios Tour besonders gefallen. Bei dieser fahrt ihr durch die Filmsets am Park. So könnt ihr bekannte Drehorte wie beispielsweise das Bates Motel im echten Leben sehen und erhaltet viele Einblicke in den Drehablauf. Abgerundet wird das Erlebnis durch zwei immersive Video-Abschnitte bei denen der Jeep passend zum Inhalt bewegt wird.
Persönliches Fazit
Durch die Grenzschließungen Japans habe ich mich sehr gefreut in Los Angeles auf Japan-Entdeckungstour gehen zu können. Gerade Little Tokyo hat dabei meine Erwartungen komplett erfüllt. Mit vielen bekannten Ketten-Restaurants, Daiso und diversen Merchandise-Läden hat das Schlendern super viel Spaß gemacht und viele Japan-Erinnerungen geweckt. Extrem interessant ist zudem das Japanisch-Amerikanische Geschichtsmuseum, welches spannende Einblicke in die Entwicklung der japanischen Diaspora und der Internierungslager im zweiten Weltkrieg gibt. Lediglich der Besuch des Sawtelle Boulevards hat sich nach Little Tokyo nicht wirklich gelohnt, da sich doch hauptsächlich nur die gleichen Geschäfte auf der Meile befinden.
Grundsätzlich ist Los Angeles für mich aber kein optimales Reiseziel. Die Stadt ist sehr weitläufig, wodurch Erkundungen stets einige Reisezeit benötigen und trotzdem sind überall viele Menschen. Zusätzlich hat scheinbar in den letzten Jahren und durch die Pandemie die Obdachlosenzahl stark zugenommen. Gerade in Downtown – rund um Little Tokyo – befinden sich so einige Zeltstädte, aber auch an typischen Tourismus-Spots wie dem Hollywood Boulevard befinden sich viele obdachlose Bettler. Selbst am sonst recht schönen Santa Monica Beach sammeln sich am Abend Obdachlose zum Schlafen in ihren Vans oder einfach direkt am Strand.
Falls dir lange Pendelzeiten, Menschenmengen und Obdachlose keine Sorgen bereiten, ist LA jedoch ein cooles Reiseziel mit einem starken Japan-Faktor.
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