Lost Judgment – Detailreiches Japan und soziale Thematik

Im Action-Adventure Lost Judgment übernimmst du die Rolle des Detektivs Yagami und deckst zahlreiche Verwicklungen rund um einen Mord im Zusammenhang mit einem Mobbingvorfall auf. Das Spiel lohnt sich dabei nicht nur für Fans des Vorgängers Judgment und der Yakuza-Serie, sondern auch für Japanfans. Neben der emotionalen Story, die zahlreiche soziale Aspekte Japans widerspiegelt, kann man in der Spielwelt zahlreiche Japandetails entdecken.

Screenshot des Minato Mirai Bereichs in Lost Judgment

In Lost Judgment begibt sich Yagami zur Untersuchung eines Mobbingfalls nach Yokohama.

Spoiler-Info
Dieser Artikel diskutiert einige Themen und zeigt Screenshots aus den ersten drei Kapiteln.

Worum geht es?

Yagami arbeitet an der Untersuchung eines Mobbingfalls an einer Schule in Yokohama. Gleichzeitig wird die Leiche eines Referendars der Schule entdeckt, welcher in einem früheren Mobbingfall der Schule verwickelt war. Wenig später wird der Vater des damaligen Opfers vor Gericht verurteilt. Im Rahmen der Stellungnahme erwähnt dieser die Leiche – obwohl er zum Tatzeitpunkt bereits in Haft war und der Leichenfund noch nicht an die Medien weitergegeben wurde.

Bild von Yagami

Der Hauptcharakter wurde nach dem Aussehen des japanischen Promis Takuya Kimura designt und wird ebenfalls von diesem gesprochen.

Yagami muss so gemeinsam mit seinen Verbündeten aus dem ersten Teil wie Kaito, Sugiura und Saori zusammenarbeiten, um den Fall aufzuklären. Dabei werden Yakuza-typisch natürlich einige weitere Verwicklungen aufgedeckt und zahlreiche Gangster verprügelt. Insbesondere das Thema Mobbing steht bei diesem Teil im Vordergrund, aber auch sexuelle Belästigung wird behandelt. Wenn du empfindlich auf Beschreibungen und Darstellungen davon reagierst, ist dieses Spiel wahrscheinlich nichts für dich.

Screenshot aus dem virtuellen Kabukicho Bereich

Neben Yokohama kann man wie bereits im Vorgänger auch Shinjuku besuchen.

Das Gameplay von Lost Judgment

Das Gameplay von Lost Judgment ähnelt stark dem Vorgänger sowie früheren Echtzeit-Titeln der Serie. Man steuert Yagami direkt und kann während dem Spaziergang durch Shinjuku und Yokohama in Kämpfe mit Gegnergruppen geraten. Als Detektiv muss man zusätzlich Untersuchungen durchführen. Neben Beschattungen oder Verfolgungen der Zielperson, ist es möglich zahlreiche Gadgets zu verwenden. So muss man je nach Situation ein Abhörgerät, eine Drone oder sogar einen extrem knuffigen Spürhund verwenden.

Screenshot Yagami geht mit Ranpo spazieren

Mein persönliches Lieblings-’Gadget’ in Lost Judgment ist Ranpo, der Spürhund.

Im Kampf hat man die Wahl aus 3 Kampfstilen, welche jeweils spezialisierte Anwendungen haben. So einigt sich der Kranich-Stil gegen Gegnergruppen, Tiger gegen einzelne Gegner und Schlange bietet Paraden. Letzterer ist dabei neu in Lost Judgment und schnell zu meinem persönlichen Favoriten geworden. Insgesamt ist das Kampfsystem super flüssig und befriedigend. Durch zusätzliche Upgrades für jeden Kampfstil gibt es zudem reichlich Abwechslung.

Screenshot Kampf

Mit dem Schlangen-Stil wurde in Lost Judgment ein neuer Kampfstil eingeführt. Käufer des DLCs erhalten zudem einen neuen Box-Stil.

Zusätzlich bieten zahlreiche Minispiele und Nebenquest Abwechslung im Spielablauf. Besonders im Vordergrund stehen dabei die School Stories. Yagami findet sich als Betreuer verschiedener Clubs wieder, die alle mit ihren eigenen Minispielen und Stories daherkommen. So muss man dem Tanzclub in einem Rhythmus-Minispiel zur Meisterschaft verhelfen, es mit einen gewaltbereiten Schüler im Boxen aufnehmen oder eine Motorradgang infiltrieren, indem man Rennen gewinnt. Die einzelnen Stories werden dabei durch den Krimiclub verbunden, der auf der Suche nach einer Person ist, die verschiedene Schüler in düstere Machenschaften verwickelt.

Screenshot Tanz-Minispiel in Lost Judgment

Im Rahmen der School Stories wird Yagami Betreuer verschiedener Clubs. Um die Nebenquests abzuschließen, gilt es verschiedene Minispiele zu meistern.

Welche Teile sollte man vorher gespielt haben?

Die Story des Spiels ist eigenständig genießbar, allerdings treten neben Yagami viele weitere aus Judgment bekannte Charaktere auf. Um die Beziehungen und Hintergründe der einzelnen Charaktere zu verstehen, lohnt es sich so definitiv vorher Judgment zu spielen. Zusätzlich werden einige Ereignisse aus dem direkten Vorgänger erwähnt, wodurch einige Aspekte gespoilert werden.

Weiterhin wird der Status-Quo der kriminellen Unterwelt Kamurochōs und Ijinchōs diskutiert, welcher wiederum eine Folge der Ergebnisse aus Yakuza: Like a Dragon ist. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei allerdings um nicht allzu gravierende Spoiler.

Gruppen Selfie in Lost Judgment

Yagami und Kaito werden zu Beginn des Spiels von Tsukumo und Sugiura zur Unterstützung bei einem Fall einbestellt. Alle Vier sind dabei bereits im Vorgänger aufgetreten.

Japan-Details und soziale Aspekte in Lost Judgment

Die Yakuza-Serie und Judgment sind berühmt für ihre detailreiche und realistische Darstellung der japanischen Umgebung. Zusätzlich werden in Lost Judgment einige interessante soziale Aspekte Japans angesprochen.

Das Spiel eignet sich hervorragend zum Japanisch lernen. So kann man Cutscenes über das Hauptmenü erneut ansehen, einfach zu japanischen Untertiteln wechseln und über das Pausenmenü den Gesprächslog einsehen.

Screenshot Gesprächslog

Während Cutscenes kann man jederzeit ein Gesprächslog öffnen.

Schulleben und Mobbing

Ein zentraler Aspekt des Spieles ist das japanische Schulleben. Im Rahmen der Ermittlungen zu dem Mobbing-Fall wird Yagami Betreuer verschiedener Schulclubs, wodurch man sich im Spiel regelmäßig im Schulgebäude wiederfindet. Dieses ist sehr wirklichkeitsnah, detailliert gestaltet und komplett begehbar. Neben einigen doch eher abgedrehten Szenarien erinnern viele der Schulgeschichten an Slice-of-Life Anime und die daher bekannt Schulstrukturen und Aktivitäten. So muss Yagami Lehrer davon überzeugen, Clubs nicht aufzulösen und Schüler arbeiten die Nächte durch, um sich auf die Meisterschaft vorzubereiten.

Screenshot der High School im Spiel

Ein zentraler Handlungsort in Lost Judgment ist eine High School in Yokohama.

Mobbing – Im Spiel und in der Realität

Insbesondere in der Hauptstory wird das Thema Mobbing in der Schule angesprochen. Dabei werden die Auswirkungen auf Opfer und Familien gezeigt, der Zuschauereffekt besprochen und diskutiert, wie Schulen und das Rechtssystem damit umgehen. Einer der betrachten Fälle handelt sich dabei um ein Mobbingopfer, welches Selbstmord begeht. Die hinterbliebene Familie macht dafür unter anderem die Schule verantwortlich und verklagt diese.

Screenshot einer Cutscene mit Mobbing

Das Mobbing wird wiederholt in Cutscenes gezeigt, weshalb das Spiel sich wohl nicht für jeden Zuschauer eignet.

Das Szenario aus dem Spiel erinnert stark an einen richtunggebenden Fall aus dem Jahr 2011. Damals hat sich nach starkem Mobbing ein japanischer Schüler umgebracht. Als die Familie daraufhin gegen die Schule geklagt hat, wurde zunächst versucht, die Wahrheit zu verschleiern. Erst nach und nach wurde der komplette Umfang des Mobbings bekannt und eine Einigung zwischen Schule und Familie zu Schadensersatzleistungen erzielt. Insbesondere wird in dem Spiel darauf hingewiesen, wie schwer es ist Schulen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Insbesondere da nur etwa 3% der Teenager-Selbstmorde definitiv auf Mobbing zurückzuführen sind, während das Motiv in fast 60% der Fälle unklar bleibt, was auf eine deutlich höhere Dunkelziffer hinweist. Die im Spiel genannten Zahlen und Fakten sowie sozialen Probleme spiegeln damit leider gut die Problematik in der echten Welt wider, wo trotz des Anti-Mobbing Gesetzes aus dem Jahr 2013 die Fallzahlen von Mobbing und Jugendsuiziden weiter zu steigen scheinen.

Screenshot einer Cutscene in der Yagami mit Sawa-sensei über Mobbing spricht

Das Thema Mobbing wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Details aus dem japanischen Alltagsleben

Wie in Yakuza: Like a Dragon kann man Lost Judgment hervorragend im Rahmen einer virtuellen Sightseeingtour durch Tōkyō und Yokohama nutzen. In der von mir gespielten PS5-Version ist die Grafik nochmal etwas besser als im Vorgänger, so dass insbesondere Texturen klarer sind. Dementsprechend kann man Plakate und ähnliches noch besser erkennen und lesen. In der Galerie findest du einige Screenshots zu Japan-Details aus dem Spiel.

Meine Meinung zu Lost Judgment

Ich bin absolut begeistert von Lost Judgment. Während mich der Vorgänger recht kalt gelassen und mit einigen Mechaniken in den Wahnsinn getrieben hat, war ich im neuen Teil komplett gefesselt. Die Story ist durch den Fokus auf Mobbing recht düster und extrem emotional. Obwohl ich den anderen Teilen meist sofort die Nebenquest gemacht habe, musste ich hier zuerst die spannende Haupthandlung beenden. Neben dem Plot haben mich auch Yagamis Entwicklung in Hinblick auf den ersten Teil sowie die Charakterinteraktionen vollkommen überzeugt. Trotz der dunklen Haupthandlung hat Lost Judgment mehr des typischen Yakuza-Humors als der Vorgänger. Ich persönlich liebe diese Mischung, da es so nie zu trostlos wird und sich Hochs und Tiefs rasch abwechseln.

Screenshot einer Fluchtszene aus dem Spiel, bei der Yagami vor dem Toilettenfenster der Schule langklettert

Extrem unauffällige Flucht, nachdem Yagamis Tarnung aufgeflogen ist.

Das Kampfsystem in Lost Judgment ist super und der neue Kampfstil macht mir sehr viel Spaß. Negativ aufgefallen ist mir jedoch die neue Variation der Quick-Time Events. Obwohl ich früheren Spielen nie Probleme mit diesen hatte, habe ich hier quasi immer versagt. Die Untersuchungsmechaniken sind gut in das Spiel integriert und insgesamt besser als beim Vorgänger. Trotzdem ist es beispielsweise etwas anstrengend, dass man Verfolgungssequenzen nicht gewinnt, sobald man den Gejagten erreicht. Zudem muss man in Schleichabschnitten stets sofort von vorne anfangen, wenn man entdeckt wird.

Zu guter Letzt bin ich sehr angetan von den School Stories. Dank diesen kommt man nicht nur in den Genuss von High School Drama in Yakuza-Manier, sondern erlebt eine große Auswahl an Minigames im Rahmen der Nebengeschichten. Somit ist Lost Judgment für mich insgesamt ein extrem gelungenes Spielerlebnis und eine klare Empfehlung.

Screenshot des Zombie-Shooter Minigames

Falls einem die Story und Nebenquest zu langweilig werden, bieten viele Minispiele eine Möglichkeit zum Zeitvertreib. Beispielsweise kann man so in Sega Game Centern ein Zombie Shooter spielen, der an das Spin-Off Yakuza: Dead Souls erinnert.

Fazit

Lost Judgment bietet eine spannende Story, ein flüssiges Kampfsystem und jede Menge Side Content. Als Japanfan kommst du zusätzlich in den Genuss vieler Details und kannst kulturelle Einblicke erhalten. Für mich also eine absolute Spielempfehlung!

Wenn du jetzt ebenfalls Japan erkunden und das Wahrheit hinter der Story erfahren möchtest, bestell‘ dir Lost Judgment oder den Vorgänger Judgment doch direkt bei Amazon(*).

Falls dir die Idee des Spiels gut gefällt, du aber keine Action Games magst, schau’ doch mal in meinen Review zu dem rundenbasierten JRPG Yakuza: Like a Dragon.

Screenshot von Amazawa

Mein Liebling unter den neuen Charakteren: Amasawa, die Leiterin des Krimiclubs und Verantwortliche für Yagamis Rolle als Betreuer verschiedener Schulclubs.

Was ist deine Meinung zu Lost Judgment oder der Yakuza-Serie? Schreib‘ mir doch einen Kommentar dazu. Gerne kannst du auch auf Instagram und Twitter vorbeischauen.

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