Die Kanji lernen und behalten 1 – Review

Die japanische Sprache unterscheidet sich sehr stark von europäischen Sprachen, was viele davon abhält sie zu lernen. Nicht nur die Grammatik ist grundlegend anders, sondern auch die Schriftzeichen, die verwendet werden, sind uns standardmäßig unbekannt. Zumal hat die japanische Sprache gleich drei Schriftsysteme (Hiragana, Katakana und Kanji), die man lernen und behalten muss. Dabei sind vor allem die ursprünglich aus dem chinesischen übernommenen Kanji eine schier unüberwindbare Mauer. Es gibt mehr als 10.000 Zeichen, viele davon ähneln sich stark und haben dazu noch viele verschiedene Aussprachen. Dennoch gibt es einige Methoden, die Erfolg versprechen beim Verstehen dieser Zeichen. Das Buch “Die Kanji lernen und behalten 1″(*) stellt eine solche Methode vor. Ich habe das Buch getestet und damit die gängigsten 2.200 Kanji gelernt und möchte hier meine Erfahrung mit dem Buch kurz reviewen.

Das Buch "Die Kanji lernen und behalten 1"

Das Buch verspricht eine Methode, mit der jeder die japanischen Kanji lernen kann.

Kanji lernen und behalten 1

Das Buch mit seinen Lerntipps für die Kanji ist ursprünglich im englischen unter dem Titel “Remembering the Kanji: A Complete Course on How Not to Forget the Meaning and Writing of Japanese Characters” im Jahr 1977 erschienen. Seitdem wurde es in verschiedene Sprachen übersetzt und anhand der aktuellen Liste, der im täglichen Leben benötigten Kanji, vom Bildungsministerium erweitert. Im Deutschen gibt es mittlerweile drei Teile: Eins für die Kana (Hiragana und Katakana), eins für die Bedeutung und Schreibweise der Kanji (das hier vorgestellte) und das letzte für die Lesungen der Kanji.

Zwei ähnliche Kanji

Obwohl die Kanji sehr ähnlich sind, sind sie (nach Jisho) auf unterschiedlichen JLPT Level. Im dem vorgestellten Buch folgen sie direkt aufeinander.

Eine Ordnung in die Kanji bringen

Was besonders schwierig ist beim Lernen der Kanji, ist es anfangs eine Ordnung zu finden. Wenn man einfach nach den Empfehlungen für die jeweiligen JLPT Level lernt, erscheinen sie einem erstmal wahllos und ungeordnet. So sind die Kanji nach dieser Liste anfangs grundlegend unterschiedlich. Während man sie dadurch zuerst leichter unterscheiden kann, kann dies im späteren Verlauf zu einem Problem werden: Weil man nicht genau auf die Radikale, die Grundbausteine der Kanji, geachtet hat, verwechselt man sie leicht mit ähnlichen Kanji.

Dieses Buch bringt eine Ordnung in die Kanji mit Hilfe der einzelnen Radikale. Nach und nach werden neue Radikale eingeführt und dadurch neue mögliche Kanji vorgestellt. Da viele ähnliche Kanji hintereinander kommen, wird das Lernen dadurch generell etwas schwieriger. Allerdings führt das dazu, dass man direkt mehr auf die Radikale achtet und dadurch später weniger Verwechslungen vorkommen.

Die Methode aus dem Buch im Einsatz

Das Kanji mit der Grundbedeutung dörren besteht aus drei anderen Kanji als Radikale. Aus deren Bedeutung lässt sich ein Merksatz zusammenbauen.

Lernen durch Geschichten

Das Buch führt alle Radikale nach und nach ein und belegt sie alle mit einer Grundbedeutung. Dabei bekommen auch Radikale, die nicht alleine vorkommen eine Grundbedeutung. Zusammengesetzte Zeichen aus diesen Radikalen bekommen die Bedeutung des Kanjis selbst und man soll sich eine kurze Geschichte (~2-3 Sätze nur) zu dem Kanji überlegen. Diese Geschichte sollte alle Grundbedeutungen der Kanji enthalten, sowie die Bedeutung des zusammengesetzten Kanjis. Am besten ist es, wenn du das Aufkommen der Wörter in der Geschichte der Zeichenreihenfolge anpasst. So kannst du direkt aus der Geschichte leicht auf die Strichreihenfolge schließen.

Am Anfang des Buches nimmt der Autor dich bei den Geschichten noch viel an die Hand und gibt dir mögliche Geschichten vor. Im Verlauf des Buches wird das allerdings immer weniger, sodass du dir später selbst welche ausdenken musst. Es wird allerdings empfohlen, dass du dir von Anfang an selbst welche ausdenkst. Das macht alles etwas persönlicher und lässt sich leichter verknüpfen.

Persönliche Erfahrung

Ich habe Ende 2018 das Buch gekauft und angefangen es durchzuarbeiten. Mein Ziel war es jeden Tag 20 neue Kanji zu lernen, 110 Tage also bis ich alle einmal gesehen habe. Neben dem Buch selbst, war noch AnkiDroid auf meinem Smartphone mein Begleiter. Ein öffentliches Deck hat mir die Arbeit abgenommen selbst die Karten einzufügen. Einzig eine eigene Geschichte habe ich zu jeder Karte hinzugefügt. Immer wenn eine Karte dran war, habe ich kurz das Kanji angesehen, dann 4 mal gezeichnet ohne erneut nachzuschauen (und dabei im Kopf meine Geschichte rezitiert) und die Grundbedeutung überlegt.

Zusammenfassung

  • ~2.200 Kanji, die nach dem Bildungsministerium fürs tägliche Leben notwendig sind
  • Ordnung nach Radikalen zur besseren Unterscheidung
  • Lernen mittels Gedächtnisstützen über Geschichten mit den Radikalen
  • Keine Lesung und keine Beispielwörter
  • Ideal vor dem intensiven Japanischstudium oder neben Lehrbüchern

Pro & Contra

  • Die angegeben Reihenfolge fand ich sehr hilfreich beim Lernen, da ich gezwungen war auf die Radikale mehr zu achten, wodurch Verwechslungen nun deutlich seltener vorkommen.
  • Es ist außerdem ein super Gefühl, wenn man unbekannte Wörter aus mehreren Kanji sieht und dennoch eine Idee hat, was es bedeuten wird.
  • Etwas negativ hingegen ist das Gefühl, dass man nach dem ersten Buch zwar eine Idee hat was diese Wörter bedeuten, aber ohne Furigana sie trotzdem nicht lesen kann. Dies kann den Lesefluss sehr stören.
  • Ein weiteres kleines Problem, das sich mir im Laufe des Buches auftat: Ich wusste nicht, welche Grundbedeutungen noch kommen. Dadurch kam es vor, dass ich in früheren Geschichten diese Wörter bereits verwendet habe.

Fazit

Während die ersten Tage noch relativ einfach und schnell vorbei waren, saß ich später etwa 1,5h jeden Tag daran und es war schon sehr anstrengend. Dennoch hat es mir sehr geholfen und ich bin im Nachhinein froh und ein wenig stolz das so durchgezogen zu haben. Einige Zeit habe ich das mit dem Zeichnen noch weitergemacht, derzeit wiederhole ich aber nurnoch die Grundbedeutung und Strichreihenfolge im Kopf.

Solltest du wirklich die Kanji lernen wollen und das nicht nur für ein bestimmtes JLPT Level, kann ich dieses Buch und das Verfahren davon nur empfehlen. Falls du es auch testen möchtest, bestelle die Kanji lernen und behalten doch direkt bei Amazon(*).

Wenn du dich für das Lernen der japanischen Sprache interessierst, schau‘ dir auch unseren Artikel zu der Lernapplikation Anki an.

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One Response to “Die Kanji lernen und behalten 1 – Review

  • Eine super Zusammenfassung des Buches! Ich besitze selbst den ersten Band (noch in der 3. nicht erweiterten Fassung) und habe ganz ähnliche Erfahrungen beim Lernen der Kanji gemacht. Leider habe ich es nicht über die ersten 160 Kanji hinausgebracht, da ich mich nicht dazu aufraffen konnte mich regelmäßig hinzusetzen und neue Schriftzeichen zu lernen. Viele der gelernten Kanji weiß ich aber immer noch, obwohl ich sie seit Jahren nicht benutzt habe. Das Zeichen für Hals werde ich wohl nie vergessen! *lol* Vielleicht setze ich mich mal wieder an das Buch…

    Der einzige Kritikpunkt, den ich habe ist, dass du alle Bestandteile eines Kanji als Radikal bezeichnest. Tatsächlich heißt nur der Teil Radikal, nach dem das Kanji in Wörterbüchern sortiert ist. In dem Beispiel „dörren“ ist das Feuer auf der linken Seite das Radikal. Die einzelnen Teile eines Kanjis bezeichnet man als Graphem (wobei ein Radikal natürlich auch ein Graphem ist). Nur zur Info… ^^

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