Japanisches Lesematerial: Tipps für jedes Sprachniveau

Einer der wichtigsten Aspekte beim Lernen einer Fremdsprache ist es, sich möglichst viel mit der Sprache auseinanderzusetzen und so beispielsweise native Texte zu lesen. Leider ist es im Japanischen nicht nur durch den Wortschatz, sondern auch durch die verwendeten Kanji teilweise schwer passendes japanisches Lesematerial für dein Sprachniveau zu finden. In diesem Artikel geben wir dir einen Überblick was uns bisher jeweils beim Lernen und Lesen geholfen hat.

Anfänger – Hiragana verinnerlichen

Meiner Meinung nach ist einer der wichtigsten Aspekte zu Beginn des Lernens sich schnell an die japanische Schrift zu gewöhnen und auf Rōmaji zu verzichten. Dementsprechend lohnt es sich viele Texte zu lesen, um insbesondere die Hiragana zu verinnerlichen. Leider steht dir zu Beginn des Lernens aufgrund des geringen Wortschatzes nicht sonderlich viel natives Material zur Verfügung. Die einzigen Texte, die du so auf dieser Stufe komplett verstehen wirst, sind wohl aus Lehrbüchern. Meine Empfehlung wäre daher sich nicht zu sehr auf das Leseverständnis zu versteifen, sondern einfach verschiedene Texte in Kana zu lesen, um dein Gefühl für diese Schriftzeichen zu verbessern.

Besonders hilfreich in der frühen Phase sind so Texte in Hiragana, zu denen es eine Übersetzung gibt. So könntest du beispielsweise japanische Märchen zusammen mit ihrer englischen Übersetzung lesen, die zusätzlich einfachere Wörter und Grammatik verwenden. Aber auch ganz ohne Übersetzung hilft es Texte in Kana zu lesen, beispielsweise in Kinderbüchern mit vielen Illustrationen, die einen Einblick in die Handlung geben.

Das Wort Ramen in den verschiedenen japanischen Schriftsystemen

Die japanische Sprache nutzt verschiedene Arten von Zeichen, wobei du als Anfänger zunächst die Hiragana lernen solltest.

Grundkenntnisse – Texte für Kinder und Jugendliche

Sobald man die Kana verinnerlicht und eine gewisse Menge an Grundvokabular angehäuft hat, kann man inhaltlich einige native Texte verstehen, wobei häufig noch einiges nachgeschlagen werden muss. Eine gute Adresse für den Anfang ist dafür die Webseite NHK Web Easy,  die Nachrichten der japanischen Agentur NHK für jüngere Leser aufbereitet. Dabei wird auf schwierige grammatikalische Formen und Wörter verzichtet. Für alle Kanji gibt es Furigana, die du jedoch auf Knopfdruck ausblenden kannst. Zudem ist es möglich sich die Nachrichtentexte maschinell vorlesen zu lassen.

Mit Grundkenntnissen kannst du ebenfalls anfangen erste Manga zu lesen. Du solltest dabei darauf achten, dass das Manga Furigana enthält, um weniger Kanji nachschlagen zu müssen. Dies ist gewöhnlich der Fall bei Manga deren Magazine sich unter anderem an jüngere Leser richten wie beispielsweise die Shonen Jump oder dem Weekly Shonen Magazine. Zusätzlich ist es auf diesem Level hilfreich, Manga zu lesen von denen du die Handlung schon kennst. Falls dir das lesen trotzdem schwerfällt, könntest du nebenher in der Übersetzung zu lesen.

Screenshot der Webseite NHK Web Easy

Die Nachrichtenseite NHK Web Easy ist eine hervorragende Ressource für Japanischlernende mit vielen Funktionen: (1) Video der originalen News, (2) Maschinelles Vorlesen des Textes, (3) Furigana ein-/ ausschalten, (4) Nachrichtentext in vereinfachter Sprache

Fortgeschritten – Große Auswahl an Medien

Sobald du ein solides Grundvokabular und erweiterte Kanji-Kenntnisse erworben hast, kannst du dich an deine ersten Bücher wagen. Dabei gibt es einige Label, die auf jüngere Leser in der Grund- und Mittelschule ausgerichtet sind und Furigana zu vielen Kanji anbieten. Beispiele dafür sind Aoi Tori, Shugakukan Bunko, Tsubasa Bunko und Shueisha Mirai Bunko, die auf ihren Rückseiten angeben für welche Klassenstufe sie sich eignen. Etwas fortgeschrittener geht es bei Novels von Jump J Books zu. Diese richten sich zwar ebenfalls an jüngere Leser, verzichten jedoch auf Furigana für geläufige Kanji. Wie bei deinen ersten Leseversuchen mit Manga, kannst du zu Beginn zu Büchern greifen deren Grundgeschichten du schon kennst. Sobald du mit diesen Ausgaben gut zurechtkommst, kannst du den nächsten Schritt machen und zu gewöhnlichen Light Novels wechseln. Hier gibt es jedoch viele Unterschiede in den sprachlichen Anforderungen, weswegen es nützlich ist sie zunächst in einer Leseprobe anzutesten.

Fotos von Büchern aus verschiedenen Reihen für jüngere Leser.

Von Links nach Rechts: Bücher der Serien Shogakukan Bunko, Tsubasa Bunko, Shueisha Mirai Bunko und Jump J Books. Die beiden Bücher rechts beschreiben den gleichen Animefilm, wobei die Shueisha Mirai Bunko Version stark vereinfacht ist und Furigana zu allen Kanji bietet. Die Jump J Books Version ist etwas schwieriger mit längeren Sätzen und weniger Furigana.

Sobald dir die Nachrichten auf NHK Web Easy leicht fallen, kannst du dort über einen Link zum Artikel in der originalen NHK Version wechseln. Sprachlich sind diese sehr schwierig, aber mit dem Vorwissen aus der vereinfachten Version kannst du trotzdem einen Eindruck des Inhaltes erhalten. Selbst Videospiele können auf diesem Sprachniveau langsam Spaß machen. Viele Switch-Spiele kannst du einfach von Deutsch auf Japanisch umstellen, indem du die Systemsprache änderst. Auch einige japanische Handyspiele eignen sich auf diesem Level, insbesondere wenn sie eine Sprachausgabe haben. Zu guter Letzt könntest du japanische Serien und Anime auf Japanisch und mit japanischen Untertiteln ansehen. So kannst du gleichzeitig an deinen Lese- und Hörverständnis-Fähigkeiten arbeiten.

Screenshot eines Pokemonspiels für Switch mit japanischer Schrift.

Viele Spiele für die Switch kannst du recht einfach auf Japanisch spielen, indem du die Systemsprache umstellst.  Je nach Spiel variiert die Schwierigkeit und die Art der Schrift jedoch sehr stark.

Weitere Tipps und Ideen

Selbst mit japanischem Lesematerial auf deinem Niveau ist es manchmal schwer voran zu kommen. Daher zum Abschluss noch einige allgemeine Tipps und Ideen:

  • Du kannst Leseproben (ためし読み) auf Webseiten und in Apps ausnutzen, um das Sprachlevel einzuschätzen.
  • Bücher für jüngere Leser haben häufig eine Angabe der Schwierigkeit auf der Rückseite z.B. 小学校上級 (höheres Grundschulniveau), 中学校から (ab der Mittelschule)
  • Gerade bei Büchern kann es helfen die ersten Kapitel zuerst in der Übersetzung zu lesen und danach auf Japanisch von vorne zu beginnen. So weißt du bereits worum es geht und lernst die wichtigsten Begriffe.
  • Digitale Ausgaben sind einfacher zum Nachschlagen von Kanji ohne Furigana.
  • Für Lernapps wie Anki und Co. hilft es ganze Sätze und bei Manga Bilder der Panels aufzunehmen.
  • Unterscheide zwischen Lesen zum Lernen und Lesen zum Vergnügen. Zwinge dich nicht immer dazu alle Vokabeln nachzuschlagen und zu lernen, wenn du nur zum Vergnügen liest.
    Foto von Büchern aus der Jump J Books Reihe.

    Das Label Jump J Books bietet verschiedene Bücher zu Serien aus der Shonen Jump. Wenn du die Serien und Charaktere bereits kennst, fällt dir der Einstieg in die Bücher leichter.

Japanisches Lesematerial: Persönliche Meinung

Natürlich lernt jeder anders und hat eine andere Herangehensweise. Ich habe bereits von einigen Japanischlernenden gehört, die gerne direkt mit schweren nativen Materialien anfangen und sich dort durchkämpfen. Für mich persönlich hat es besser funktioniert jeweils Materialien auf meinem Level zu suchen. Während man gerade bei Action-Manga zwar nicht besonders viele sinnvolle Vokabeln lernt, hatte ich immer sehr viel Spaß beim Lesen. Inzwischen kann ich endlich auch einige Light Novel verstehen und bin seitdem deutlich motivierter dabei zu Lesen und zu Lernen.

Hast du weitere Tipps oder spezielle Leseempfehlungen? Schreib’ uns doch einen Kommentar!

Falls du lieber doch im Lehrbuch lernen möchtest, sieh‘ dir doch unsere Review zu Die Kanji lernen und behalten oder der Sou-Matome Serie an.

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