5 Dinge, die ich im Japanischen wohl nie beherrschen werde

Obwohl ich bereits seit über 10 Jahren Japanisch lerne gibt es Aspekte der Sprache, die ich wahrscheinlich nie komplett beherrschen werde. Einige fallen mir schwer, da sie sich sehr stark vom Deutschen unterscheiden. Andere habe ich vernachlässigt, da sie besonders aufwändig zu lernen sind und mir persönlich weniger hilfreich erscheinen. In diesem Artikel stelle ich 5 Konzepte im Japanischen vor, die mir weiterhin Kopfzerbrechen bereiten.

は oder が ? – Thema und Subjekt

Es tut mir leid, falls ich hier direkt zu Anfang die Träume einiger Japanisch-Anfänger platzen lasse, aber für mich persönlich ist die Unterscheidung zwischen は und が leider nie wirklich einfacher geworden. Beide Partikel können an das Thema bzw. Subjekt eines Satzes angebracht werden, um dessen grammatikalische Bedeutung klarzumachen.

Natürlich gibt es einige Regeln dazu, wann man welchen der beiden Partikel nutzen sollte. Leider sind diese Unterscheidungen aber nicht immer klar ersichtlich. Beispielsweise nutzt man so が für neue Themen, während man は für Themen nutzt, die bereits vorher genannt wurden. Allerdings kann man は auch nutzen, wenn das Thema noch nicht im Gespräch vorkam, es sich aber um allgemein bekannte Fakten handelt. Weiterhin kann man が nutzen, um das Subjekt zu betonen, während は verwendet wird, um ein Thema zu fokussieren. Für mich ist das leider alles ziemlich ähnlich und in Tests, bei denen man zwischen は und が entscheiden muss, schneide ich bis heute eher schlecht ab.

Onomatopoesie – Lautmalerei

Lautmalereien sind im Japanischen allgegenwärtig und Teil der normalen Alltagssprache. Allein um den Zustand von Regen zu beschreiben, gibt es allerhand Lautmalereien wie beispielsweise ざーざー für starken Regen, しとしと für sanften Regen oder ぽつぽつ für tröpfelnden Regen. Somit kann man durch das Nutzen von Lautmalereien die vermittelte Aussage deutlich beeinflussen. Da die ‘Laute’ nur mit Kana geschrieben werden und viele recht ähnlich sind, fällt es mir leider schwer sie zu lernen und auseinander zu halten. Gerade beim Lesen finde ich mich häufig dabei wieder Onomatopoesien nachzuschlagen, nur um sie Minuten später wieder zu vergessen. In der Hoffnung mir die Lautmalereien irgendwann merken zu können, habe ich einen eigenen Anki-Stapel für sie angelegt. Neben der Vokabel füge ich dabei einen Beispielsatz hinzu, um eine bessere Vorstellung der Lautmalerei zu bekommen.

Foto von Yodobashi Camera bei Regen.

Alleine um den Zustand von Regen zu beschreiben gibt es im Japanischen zahlreiche Lautmalereien.

Korrekte Betonung mit Tonakzenten

Ein Detail an der japanischen Sprache, welches zunächst gänzlich an mir vorbeigegangen ist, sind die Tonakzente. Obwohl im Japanischen die Betonung nicht so sehr im Fokus liegt wie beispielsweise im Chinesischen, gibt es durchaus Worte mit gleichen Silben, die verschiedenen ausgesprochen werden. Wenn man so nach einer perfekten Aussprache strebt, sollte man die Tonakzente für jede neue Vokabel mitlernen.

Ganz ehrlich muss ich sagen, dass mir das zu viel Aufwand ist und ich nicht die Geduld dazu habe. Statt sie mitzulernen, hoffe ich, dass ich die passenden Betonungen durch passives Konsumieren und das Nachahmen der Aussprache von Muttersprachlern halbwegs mitbekomme. Dementsprechend werde ich die Tonakzente aber wohl auch nie perfekt beherrschen. Ich entschuldige mich hiermit also bei der japanisch-sprachigen Welt für meinen wahrscheinlich recht starken Akzent.

Handschriftliches Schreiben

Im Japanischen gibt es so Vieles zu lernen, dass ich mir Prioritäten gesetzt habe. Da ich im Deutschen fast nicht mehr handschriftlich schreibe, habe ich mich entschlossen, im Japanischen darauf keinen Wert zu legen. Dementsprechend mache ich keine speziellen Schreibübungen und bearbeite auch Aufgaben aus Arbeitsbüchern häufig digital. Kanji (sowie zu Beginn auch Kana) schreibe ich nur, um sie mir besser einzuprägen, aber schön oder lesbar, ist dabei nicht mein Anspruch.

Kanji schreibe ich zum Lernen per Hand. Allerdings geht es mir dabei nicht darum hübsch zu schreiben, sondern mir Details einzuprägen. Gerade die einzelnen Radikale oder ein Satz nach Heisigs ‚Die Kanji lernen und behalten‘ kann ich mir so besser merken.

Passiv, Kausativ und Kausativ-Passiv

Diese Liste beende ich mit meinem schlimmsten Feind: Der Unterscheidung und richtigen Verwendung von Passiv, Kausativ und – insbesondere – Kausativ-Passiv. Beginnen wir dabei erstmal mit einem vereinfachten Beispiel dazu, worum es sich eigentlich bei diesen drei Formen handelt.

Beim Passiv liegt der Fokus auf dem Objekt/ der Person, an dem eine Handlung vorgenommen wird. Wer diese Handlung vornimmt ist weniger wichtig.

ケーキが食べられた。- Der Kuchen wurde gegessen.

Mit dem Kausativ kann man ausdrücken, dass jemandem die Erlaubnis zu etwas erteilt wurde. Man kann damit auch um Erlaubnis bitten oder beschreiben, dass Gefühle in jemandem ausgelöst wurden.

ケーキをモリッツに食べさせた。 – Ich habe Moritz den Kuchen essen lassen.

Zu guter Letzt kann man mit dem Kausativ-Passiv zeigen, dass man (ggf. gegen seinen Willen) zu einer Handlung veranlasst wurde oder als Reaktion auf eine Handlung etwas fühlt.

モーリッツにケーキを食べさせられた。- Ich wurde von Moritz dazu gebracht den Kuchen zu essen.

Eine der Problemstellungen mit diesen Formen liegt für mich bereits in der recht ähnlichen Bildung – zumal es auch noch eine verkürzte Form gibt. Wenn so in Texten das Subjekt ausgelassen wird, benötige ich meist einen kurzen Moment, um zu überlegen mit wem gerade was gemacht wird und wie die Haltung der Person dazu ist. Hinzu kommt, dass mit der indirekten japanischen Kultur diese Formen genutzt werden, wo ich im Deutschen zum Aktiv greifen würde. Ach, und die Unterscheidung, ob man Passiv oder einfach ein Intransitives Verb nutzen sollte, bleibt natürlich auch noch… das wäre dann aber bereits wieder ein eigener Punkt für diese Liste.

Fazit

Tatsächlich hätte ich in diesem Artikel direkt 10 Konzepte nennen können, da mir noch viele Dinge im Japanischen Probleme bereiten. Insgesamt habe ich so häufig das Gefühl, dass ich wohl nie das gleiche Maß an Verständnis für diese Sprache erlangen werde, wie beispielsweise fürs Englische. Natürlich bleibe ich trotzdem weiterhin am Ball, freue mich über kleine Erfolge und hoffe insgeheim, dass ich in einigen Jahren auf diesen Artikel zurückblicke und mich frage, wie mir so ein triviales Konzept wie das Kausativ-Passiv je Probleme bereiten konnte. 🙂

Foto von Büchern aus der Jump J Books Reihe.

Manchmal muss man sich einfach etwas Luft machen. Im Allgemeinen versuche ich aber mich auf die positiven Aspekte des Lernens zu konzentrieren. Beispielsweise kann ich so inzwischen einfache Novels recht flüssig lesen.

Obwohl ich im Japanischen noch einige Schwachstellen habe, gibt es auch vieles was ich schon gut verstehen kann. Was mir beim Lernen geholfen hat, habe ich in einem Artikel mit Tipps für Lernanfänger zusammengestellt.

Wie weit bist du im Japanischen und gibt es ebenfalls Dinge, die du einfach nicht in den Kopf bekommst? Hinterlass’ doch einen Kommentar oder schreib’ mir auf Social Media.

4 Responses to “5 Dinge, die ich im Japanischen wohl nie beherrschen werde

  • Ich bin über den Katzen-Lern-Post auf Instagram hier gelandet.
    Dieser Artikel trifft es absolut, ist bei mir das Gleiche!!
    はund が、das handschriftliche Schreiben, オノマトペ…
    Kausativ und Passiv wird laaaangsam besser, aber ich muss noch immer überlegen, wenn ich einen Satz bilden will. Dabei kam das doch schon bei N4.

    Ach ja ich lerne seit fünfeinhalb Jahren als Hobby Japanisch und bereite mich gerade wieder auf den JLPT N1 vor, nachdem ich im Juli um einen Punkt durchgefallen bin.

    Liebe Grüße
    Manuela

    • Hey Manuela,

      danke für deinen Kommentar! Irgendwie fühle ich mich nicht mehr so schlecht, wenn ich höre, dass spezielle diese Konzepte auch anderen Probleme bereiten. ^^‘ Wie du sagst, grade der Gedanke, dass z.B. Kausativ und Passiv ja schon seit N4 klar sein sollten, sorgt bei mir regelmäßig für Frust.

      Ich bin inzwischen schon bei 10 Jahren des Japanischlernens. Ich wollte N1 eigentlich auch dieses Jahr probieren, aber in Hamburg wurde der Testtermin gestrichen. Also bereite ich mich jetzt auf nächstes Jahr vor. Ich hoffe dann klappt es bei uns Beiden mit dem Bestehen! 😀

      Liebe Grüße,
      Leslie

  • Hallo. Ich bin neu hier und hab noch keinerlei Vorwissen was japanisches schreiben, japanische grammatik oder Vokabular angeht, würde aber gerne die Wörter und wie man sie schreibt ( die japanische Schrift und Sprache) erlernen. Ich weiß aber nicht wo und wie ich das könnte, könntet ihr mir da einen Tipp geben für Websites apps oder sogar Bücher?

    • Hey Lukas,

      cool, dass du Japanisch lernen möchtest! Ich persönlich würde dir für den Anfang den Besuch in einem Sprachkurs empfehlen. Viele Volkshochschulen oder Universitäten bieten inzwischen Japanisch-Kurse an.

      Natürlich kannst du dir aber auch eines der Anfänger-Lehrbücher holen und alleine starten. Ich habe mit denen tatsächlich nicht besonders viel Erfahrung. Ich habe viel Gutes von Marugoto gehört. Zu dem Buch wird wohl auch eine Webseite mit weiteren Übungen und Materialien angeboten. Ansonsten gehören die Buchreihen Genki und Minna no Nihongo zu den Klassikern.

      Viel Erfolg beim Lernen,
      Leslie

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